„Solidarität made in Geislingen“

Das Fahrzeug wird künftig den Patiententransport der Musichimi-Klinik im Südosten Ugandas sicherstellen. Der Freundeskreis Uganda aus Geislingen hat es ans Ziel gebracht. © Foto: Freundeskreis Uganda
Das Fahrzeug wird künftig den Patiententransport der Musichimi-Klinik im Südosten Ugandas sicherstellen. Der Freundeskreis Uganda aus Geislingen hat es ans Ziel gebracht. © Foto: Freundeskreis Uganda

Geislinger Freundeskreis überführt ein Ambulanzfahrzeug von Südafrika nach Uganda. Die Freude bei der Übergabe des Fahrzeugs in der Musichimi-Klinik ist riesig.

GEISLINGER ZEITUNG

Seit zehn Jahren unterstützt der Geislinger Freundeskreis Uganda die Musichimi-Klinik im Südosten des afrikanischen Landes. In einem Spendenmarathon überbrachte der Geislinger Tim Zajontz nun ein geländegängiges Ambulanzfahrzeug von Südafrika nach Uganda. Bei der offiziellen Übergabe mit Gästen aus Geislingen war die Freude groß.

Als „etwas untypische Förderung“ bezeichnet Tim Zajontz, Vorsitzender des Freundeskreises Uganda, die jüngste Spendenaktion des Geislinger Afrika-Vereins. Getreu seinem Vereinsziel „Hilfe zur Selbsthilfe“, fördert der Freundeskreis normalerweise Projekte, die die Eigenständigkeit seiner Partnerorganisationen ausbauen. So war es den Beteiligten in den vergangenen zehn Jahren mithilfe von Einkommen schaffenden Projekte gelungen, die Musichimi-Klinik finanziell auf eigene Beine zu stellen. „Die Klinik kann ihre laufenden Kosten inzwischen selbst decken. Eine Investition in ein Allradfahrzeug für den Patiententransport war aber ohne externe Hilfe nicht denkbar“, erklärt Zajontz.

Mit stetig wachsenden Patientenzahlen stieg seit Gründung der Klinik im Jahr 2004 auch der Bedarf an Krankentransporten. Im Einzugsgebiet der Musichimi-Klinik im Süden des Busia-Distrikts leben rund 6000 Menschen in weit zersiedelten Dörfern. Ein motorisiertes Fahrzeug besitzt niemand. In der Gegend gibt es weder geteerte Straßen noch öffentliche Transportmittel. Vor allem in den Regenzeiten werden die Pisten teils unpassierbar. Das nächstgelegene, größere Krankenhaus für Überweisungen schwerer Fälle ist 80 Kilometer entfernt.

Einziges Gefährt der Klinik war bislang eine sogenannte „Busch-Ambulanz“, ein Geländemotorrad mit Anhänger. Wie untragbar der Zustand geworden war, berichtete Pfarrer Doktor Vincent Ndanda, Projektverantwortlicher der Musichimi-Klinik, zuletzt im Januar der Mitgliederversammlung des Freundeskreises Uganda. Nachdem sich der Geislinger Verein zunächst erfolglos bei den großen deutschen Rettungsdienstleistern nach geeigneten Altfahrzeugen erkundigt hatte, machten die Verantwortlichen aus der Not eine Tugend. Ein Forschungsaufenthalt des Vereinsvorsitzenden im südlichen Afrika eröffnete die Möglichkeit, kostengünstig in Südafrika ein Allrad-Fahrzeug anzuschaffen und dieses nach Uganda zu überbringen.

„Zum Jahresbeginn hatten wir noch keinen einzigen Euro für eine Ambulanz. In Zeiten des Crowd-Fundings kam uns dann die Idee eines Spendenmarathons der etwas anderen Art“, erinnert sich Zajontz. Während seiner siebenmonatigen Reise von Südafrika nach Namibia, Sambia und Tansania berichtete Zajontz regelmäßig auf der Facebook-Seite des Vereins von den Begegnungen und Erlebnissen der Musichimi-Ambulanz. In der Folge trugen neben zahlreichen Kleinspenden das Cusanuswerk, die Geislinger Kirchengemeinde Sankt Johannes und der ökumenische Kleiderladen Patchwork aus Ravensburg dazu bei, dass das Spendenziel erreicht wurde.

Übergabe mit Tanz und Musik

Zajontz erinnert sich an viele ungläubige Blicke von Menschen, denen er unterwegs vom Schicksal seines Fahrzeuges erzählte. Für den letzten Streckenabschnitt vom tansanischen Dar es Salaam zur Klinik gesellte sich mit Vorstandsmitglied Thomas Lamparter ein Beifahrer aus der Heimat dazu. Mit im Gepäck hatte er passende Aufkleber für die Musichimi-Ambulanz, die Designer Chris Pollak und Werbetechniker Wolfgang Kruszek gesponsert hatten. „Solidarität made in Geislingen“, nennt Zajontz das.

Vergangene Woche erreichte die Musichimi-Ambulanz ihren Bestimmungsort. Zahlreiche Bewohner der Umgebung waren gekommen, um gemeinsam mit den Geislinger Vereinsvertretern zu traditionellen Tänzen und Musik die offizielle Übergabe des Rettungsfahrzeuges zu feiern. „Ich kann nicht in Worte fassen, was diese Ambulanz für unsere Gemeinschaft bedeutet“, sagte Wanjala Charles, ein Vertreter der Dorfgemeinschaft, in seiner Dankesrede, die aus der lokalen Sprache Samia ins Englische übersetzt wurde.

Info

Fotos von der Reise der Musichimi-Ambulanz gibt’s auf der Facebook-Seite vom Freundeskreis Uganda: facebook.com/FreundeskreisUganda