Der Geislinger Tim Zajontz bei der Übergabe von Spenden an Vertreterinnen der Gruppe "Faith and Love" (oben) und inmitten der 7. Klasse der "Glory Primary School" im Slumviertel von Masese bei Jinja. © Fotos: Freundeskreis Uganda

Hilfe kommt zur rechten Zeit

GZ-Aktion unterstützt das Projekt „Uganda“ – Tim Zajontz berichtet vor Ort

Der Freundeskreis Uganda engagiert sich seit einigen Jahren in dem ostafrikanischen Land. Die GZ-Aktion unterstützt heuer das Projekt. Der Geislinger Tim Zajontz berichtet vor Ort, wie die Hilfe ankommt.

TIM ZAJONTZ, Geislinger Zeitung

JINJA / GEISLINGEN. Auf den ersten Blick hat sich in Uganda seit meinem letzten Besuch nur wenig verändert. Die Menschen sind gastfreundlich wie eh und je, das Leben spielt sich auf der Straße ab. Allerdings hat sich die soziale und ökonomische Situation großer Teile der Bevölkerung, vor allem im Laufe des letzten Jahres, merklich verschlechtert.

Bei einer Inflationsrate von momentan 27 Prozent kann sich die Mehrheit der Ugander alltägliche Konsumgüter kaum noch leisten. Pfarrer Vincent Ndanda, verantwortlich für die vom Freundeskreis geförderte „Musichimi“-Klinik, berichtet, dass über die Weihnachtsfeiertage im ganzen Land kein Brenngas mehr vorhanden war. Viele Ugander hätten auf Letzteres zurückgegriffen, weil sie sich Holzkohle – der am weitesten verbreitete Brennstoff zum Kochen – nicht mehr leisten konnten. In Familien, in denen keine Gas-Kochstelle vorhanden ist, musste gänzlich auf ein warmes Weihnachtsmahl verzichtet werden.

Roy Mwesigwa, der für das Schulprojekt in einem Slum von Jinja sowie für die Frauengruppe „Faith and Love“ Verantwortung trägt, beides Projekte, die von den Spenden der GZ-Weihnachtsaktion profitieren, berichtet: „Die Preise für die Grundbedürfnisse wie Essen, Brennstoff zum Kochen sowie für den Transport, Medikamente zur Behandlung alltäglicher Krankheiten, Schulgeld, Hygiene-Artikel wie Seife oder Zahncreme und ein ganzes Spektrum an Haushaltsgütern, haben sich zum Teil mehr als verdreifacht“. Die Unterstützung der GZ-Leser kommt also gerade zur rechten Zeit.

Trotz der angespannten sozialen, politischen und wirtschaftlichen Lage entwickeln sich unsere Partnerprojekte vor Ort positiv. Bei der „Glory Primary School“ im Slumviertel Masese, die von einem Teil der Gelder aus der GZ-Aktion profitieren soll, klettern die Schülerzahlen weiterhin nach oben. Mittlerweile werden dort fast 500 Kinder in den Grundschulklassen eins bis sieben unterrichtet. Während die Schulgebäude bei meinem ersten Besuch im Jahr 2007 noch aus auf staubigem Grund errichteten Wellblechhütten bestanden, sind die Klassenzimmer mittlerweile in richtigen Backsteingebäuden untergebracht und die Kinder sitzen an Schulpulten. 2011 musste der Freundeskreis die Schule mit einer „Nothilfe“, aushelfen, um die Schulspeisung weiter zu ermöglichen, nachdem sich die Preise für Maismehl und Feuerholz innerhalb weniger Tage verdreifacht hatten.

Der Geislinger Tim Zajontz bei der Übergabe von Spenden an Vertreterinnen der Gruppe "Faith and Love" (oben) und inmitten der 7. Klasse der "Glory Primary School" im Slumviertel von Masese bei Jinja. © Fotos: Freundeskreis Uganda
Der Geislinger Tim Zajontz bei der Übergabe von Spenden an Vertreterinnen der Gruppe „Faith and Love“ (oben) und inmitten der 7. Klasse der „Glory Primary School“ im Slumviertel von Masese bei Jinja. © Fotos: Freundeskreis Uganda

Um seinem Leitgedanken der „Hilfe zur Selbsthilfe“ nachzukommen, möchte der Freundeskreis Uganda mithilfe von 6000 Euro der Spendengelder der GZ-Aktion nun die Fertigstellung eines Schlaftraktes unterstützen. Der Internatsbetrieb ist für Schüler von außerhalb des Slums gedacht, deren Eltern sich Schulgebühren leisten können und mit ihrem Beitrag wiederum den allgemeinen Schulbetrieb und den kostenlosen Schulbesuch für arme Kinder finanziell absichern.

Die Initiative „Faith and Love“ – zu deutsch: „Glaube und Liebe“ – um Faith Mwesigwa ist eine Selbsthilfegruppe und kümmert sich um rund 20 Frauen, von jungen Müttern bis hin zu Großmüttern. Mehrere der Frauen sind am HI-Virus erkrankt, andere sind verwitwet. Alle kommen sie aus wirtschaftlich prekären Verhältnissen. Die Gruppe startete bereits vor zehn Jahren als kleiner christlicher Gebetskreis, heute bietet sie Frauen jeglicher Konfession die Möglichkeit, sich gegenseitig Hilfestellung im Alltag zu leisten. „Wir können zusammensitzen und beten, das ist gut. Aber wir haben gemerkt, wir müssen mehr tun als das“, sagt Faiths Ehemann, Roy, der die Gruppe in Verwaltungsangelegenheiten unterstützt.

Seit drei Jahren ist die Frauengruppe nun als offizielle „Community based Organization registriert. Diejenigen Frauen, die gesundheitlich dazu in der Lage sind, produzieren in Handarbeit Schmuck, den die Gruppe dann auf dem lokalen Markt verkauft. Der Freundeskreis Uganda importiert seit einiger Zeit die von den Frauen hergestellten Papierperlen-Halsketten und bringt sie, beispielsweise in Zusammenarbeit mit dem Geislinger Weltladen, an die Frau.

Mit Erlösen aus dem Verkauf sowie durch Spenden finanziert der Freundeskreis den Bau eines Schweinestalls. Die Schweinezucht dient der Frauengruppe „Faith and Love“ als eine Art lebendige Geldanlage. Dass dies ein gelungenes Konzept ist, zeigt ein im vergangenen Jahr gebauter Stall, der der Frauengruppe seither zum Wirtschaften zur Verfügung steht. Um vor allem den jüngeren Frauen eine Perspektive auf ein eigenes Einkommen zu eröffnen, ist nun ein Ausbildungsangebot in Planung.

Das „Musichimi Health Centre“ ist eine Klinik im infrastrukturell wenig entwickelten Busia-Distrikt im Südosten des Landes, mit dem der Freundeskreis Uganda seit 2007 zusammenarbeitet. Zuletzt unterstützte der Verein den Kauf und die Installation einer Getreidemühle, die inzwischen einen Teil der Einnahmen der Klinik erwirtschaftet. Mittlerweile beschäftigt die Klinik einen klinischen Leiter, einen Laboranten sowie zwei Krankenschwestern. Einen Arzt vor Ort gibt es aufgrund der finanziellen Situation nicht. An einigen Tagen im Monat besucht jedoch eine Ärztin ehrenamtlich die Klinik.

Täglich behandeln die Angestellten im Durchschnitt rund 20 Patienten. Nach wie vor machen Malaria- und verschiedene Infektionserkrankungen den Großteil der Krankheitsfälle aus, aber auch Kinder – vor allem bei Problemgeburten – kommen in der Klinik zur Welt. Dringend benötigt wird in der Klinik ein geländegängiges Ambulanzfahrzeug, um den Transport schwerer Krankheitsfälle, die in der Klinik nicht behandelt werden können, in das nächstgelegene Krankenhaus zu ermöglichen. Dieses ist aufgrund der widrigen Straßenverhältnisse, die im Umfeld der Klinik aus nichtgeteerten und mit Schlaglöchern übersäten Pisten bestehen, fast zwei Stunden Fahrt entfernt. Mit einem eigenen Fahrzeug könnte das Klinikteam auch sein Angebot an Hausbesuchen und Aufklärungskampagnen zur Gesundheitsvorsorge in den umliegenden Dörfern ausweiten. Der Freundeskreis Uganda ist daher gerade auf der Suche nach einem gebrauchten geländegängigen Krankenwagen.