Bewusstsein schaffen, einander helfen und voneinander lernen
Es ist allein dem Geislinger Kleinstadtleben und der dazugehörigen Jeder-hilft-jedem-Mentalität zu verdanken, dass aus einer Schüler-Initiative der gemeinnützige Verein Freundeskreis Uganda e.V. entstand. Heute zählt der Afrika-Verein knapp 100 Mitglieder, leistet Hilfe zur Selbsthilfe und fördert den interkulturellen Dialog.
koi – Das neue Geislinger Stadtmagazin, Ausgabe 62, Juli 2015
Den Startschuss für den Freundeskreis Uganda gab der Abiturjahrgang 2006 am Helfenstein-Gymnasium. Die AbsolventInnen spendeten damals übriges Geld aus der Klassenkasse an ein Klinik-Projekt in Uganda, über das sie ihr ehemaliger Mitschüler Thomas Bopp informiert hatte. Dieser absolvierte seinen Zivildienst in Uganda. Sein Mentor, Pfarrer Vincent Ndanda, hatte eine Klinik im wenig entwickelten Südosten des Landes aufgebaut. Bis heute ist das „Musichimi Health Centre“ eines der Partnerprojekte des Freundeskreises Uganda. Der Geislinger Verein unterstützt neben der Klinik auch die Frauen von „Faith and Love“, einer Selbsthilfegruppe, deren Mitglieder sich gegenseitig bei der Bewältigung von Alltagsproblemen helfen. „Wir leisten Hilfe zur Selbsthilfe. Unser Ziel ist es, dass unsere Partnerprojekte nach der Kooperation mit uns ihre wichtige Arbeit finanziell eigenständig weiterführen können“, erläutert der Vereinsvorsitzende Tim Zajontz. Erst im März waren er und Thomas Lamparter zu Besuch in Uganda. Relmäßige, beidseitige Besuche und enger, partnerschaftlicher Kontakt mit den Verantwortlichen vor Ort sollen die Nachhaltigkeit der Kooperationen des Vereins sicherstellen.
Uganda liegt am Äquator und am größten See Afrikas, dem Viktoriasee. Das Land, das flächenmäßig so groß ist wie Großbritannien, verbindet die Savanne Ostafrikas mit den Regenwäldern Zentralafrikas. Es hat ein tropisches Klima und ist sehr fruchtbar. Uganda ist ein enorm „junges“ Land: Die Hälfte seiner knapp 35 Mio. BewohnerInnen ist unter 15 Jahre alt. In dem Vielvölkerstaat werden neben dem Englischen 40 afrikanische Sprachen und Dialekte gesprochen. Winston Churchills „Perle Afrikas“ mit ihrer bewegten Geschichte ist heute leider nicht frei von sozialen, wirtschaftlichen und politischen Problemen. Mangelnde Demokratie und Rechtsstaatlichkeit treffen auf strukturelle Entwicklungsprobleme. Vor allem in ländlichen Gebieten fehlt es an wichtiger Infrastruktur und die Menschen haben vielerorts nur unzureichenden Zugang zu sauberem Trinkwasser, Elektrizität oder medizinischer Versorgung. Infektionskrankheiten wie Malaria, Typhus, Tuberkulose und HIV/AIDS sind weit verbreitet und immernoch die Haupttodesursache. Gleichzeitig kommt es in den rasant wachsenden Großstädten, vor allem in der Hauptstadt Kampala, zu immer größerer Verarmung und sozialen Konflikten. Reichlich Ansatzpunkte also für Hilfe zur Selbsthilfe.
Bewusstsein und Verständnis schaffen
Doch der Freundeskreis ist auch vor Ort in Geislingen aktiv – mit regelmäßigen Filmvorführungen und Vortragsveranstaltungen zu afrikarelevanten Themen. Die verstärkte Ankunft von Flüchtlingen, darunter viele Menschen aus Subsahara-Afrika, war für die Vereinsmitglieder Anlass, noch stärker als zuvor GeislingerInnen für die Lebensverhältnisse in Afrika zu sensibilisieren und den interkulturellen Austausch zu stärken. So lud der Verein jüngst in Geislingen lebende Flüchtlinge, Mitglieder des hiesigen Arbeitskreises Asyl und Vertreter aus Kommunalpolitik und Verwaltung zu einem interkulturellen Training ein. „Derzeit redet das ganze Land pausenlos über Asylsuchende und die Auswirkungen der anhaltenden Flüchtlingswellen. Dabei wird viel zu selten miteinander statt übereinander geredet. Zu verstehen, was uns trennt und verbindet, ist aber die Voraussetzung für ein gutes Miteinander“, ist sich Tim Zajontz vom Freundeskreis Uganda sicher.
Der Freundeskreis Uganda freut sich über jede noch so kleine Spende, die ohne Abstriche bei den Partnerprojekten ankommt. Spendenkonto des Freundeskreises Uganda e.V.: IBAN DE25 4306 0967 7010 7487 00, BIC GENODEM1GLS.