Wie beeinflusst unser Konsumverhalten und unser westlicher Lebensstil das Leben von Menschen in den ärmeren Teilen der Welt? Dieser Frage gingen die Viertklässler der Tegelbergschule bei Projekttagen nach.
STEFANIE SCHMIDT, Geislinger Zeitung
Drei Tage lang gingen die Geislinger Tegelberg-Grundschüler auf eine „Reise in die eine Welt“ und erfuhren, was der Einzelne zur weltweiten Gerechtigkeit beitragen kann. Im Mittelpunkt stand dabei der faire Handel.
Die Projekttage fanden im Rahmen einer Fair-Trade-Kampagne der Stadt Geislingen statt, die sich zurzeit um den Titel „Fair-Trade-Town“ bemüht. Dieser Titel wird vom bundesweit agierenden Verein „Transfair“ vergeben. Fünf Kriterien sind zu erfüllen, um das Siegel Fairtrade-Town zu erhalten: Der Gemeinderat beschließt, dass eine Zertifizierung angestrebt wird und dass im Rathaus fair gehandelte Produkte verwendet werden. Eine vorgegebene Anzahl von Einzelhandelsgeschäften, Gastronomiebetrieben, Schulen und Vereinen verwendet fair gehandelte Produkte respektive bietet diese an. Und schließlich soll in den örtlichen Medien über die Aktivitäten berichtet werden.
Am ersten Projekttag informierten Referenten vom Dienst für Mission, Ökumene und Entwicklung der Evangelischen Landeskirche (DiMOE) darüber, wie der Reichtum der westlichen Welt mit der Armut in Dritte-Welt-Ländern zusammenhängt und wie ungerechte Handelsbeziehungen den Menschen dort schaden. Der Kauf von Produkten aus fairem Handel, der den Bauern und Arbeitern vor Ort eine gerechte Entlohnung sichert, trägt zu mehr Gerechtigkeit bei.
Wo man Fair-Trade-Produkte in Geislingen kaufen kann, erfuhren die Schüler bei einer Rallye durch die Stadt. Im Weltladen und im Bioladen Sonnenblume lernten die Kinder, welche fair gehandelten Produkte es zu kaufen gibt und an welchen Siegeln man sie erkennt.
Thomas Bopp vom Freundeskreis Uganda erzählte den Kindern in der Stadtkirche von der Arbeit seines Hilfsvereins und zeigte anhand von Bildern, wie die Menschen in dem ostafrikanischen Land wohnen. Die meisten Ugander leben in Holzhäusern auf dem Land und ernähren sich von der Landwirtschaft, erklärte Bopp den Schülern. Die Stadtbevölkerung sei in der Minderheit. Der ärmste Teil der Städter lebe in improvisierten Unterkünften in dicht besiedelten Elendsvierteln – ohne Strom, Kanalisation und fließendes Wasser.
Ein Jahr lang hat Thomas Bopp in Uganda Friedensdienst geleistet. Nach seiner Rückkehr gründete er den Freundeskreis Uganda, mit dem er die Menschen dort weiterhin unterstützt. „Was tust du, um deinen Freunden in Uganda zu helfen“, fragten ihn die Kinder. Die Antwort: Zum einen sammelt der Freundeskreis Geld für Hilfsprojekte, die dann in Uganda von den Einheimischen umgesetzt werden. Zum anderen versucht der Verein, die Öffentlichkeit für Themen wie Fair Trade, Klimawandel und Konsumkritik zu sensibilisieren. „Nicht schaden“, heißt dabei das Motto. „Was können wir tun, damit unser Lebensstil Menschen in anderen Erdteilen nicht schadet?“, so lautet der Grundgedanke. „Jeder kann zum ,nicht schaden beitragen“, betonte Bopp. Man müsse sich nur dessen bewusst sein, dass das Handeln der Menschen hier Auswirkungen auf andere habe.
In der Stadtbücherei zeigte Benjamin Decker in einer Präsentation, wie es aussehen würde, wenn die ganze Welt ein Dorf mit 100 Einwohnern wäre: Nur 24 Menschen in diesem Dorf sind immer satt, 16 nur manchmal, 60 Bewohner müssen ständig hungern. Zudem gab es für die Kinder noch Tipps, mit welchen Büchern sie sich weiter über das Thema informieren können. Heute schließen die Grundschüler die Projekttage mit einem gemeinsamen Frühstück ab, das aus fair gehandelten Produkten zubereitet wird.